Geschichte

Ein geschichtlicher Überblick der Bergrettung Ortsstelle Neuberg an der Mürz


Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Mürzzuschlag – Neuberg im Jahre 1879 wurde das
Neubergertale sowohl für erholungsuchende Touristen, als auch für Jagdgesellschaften zunehmend
interessant. Unter Kaiser Franz Joseph entwickelte sich ein reges Interesse an den Jagdgründen in
und um Mürzsteg. Zudem brachten 1890 Toni Schruf und Max Kleinoschegg den (alpinen) Skilauf
ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung. Diese erweiterte touristische Infrastruktur sowie die
industrielle Nutzung des Forstgebietes bedingten eine Zunahme an Unfällen und abgängigen
Personen, was den Ruf nach einer Professionalisierung der Berge- & Rettungskette nach sich zog.
Spätestens mit der Eröffnung des Schneealpenhauses im Jahre 1925 sowie der Wiener Lehrer Hütte
1926 auf der Hinteralm war der Bedarf einer professionellen Alpinrettung gegeben. Somit gründete
sich am 7. Februar 1925 aus Mitgliedern der Naturfreunde die „Alpine Rettungsstelle“ Neuberg.


Unter dem ersten Ortsstellenleiter Rudolf Waisnix waren in den ersten 4 Dienstjahren 21 Einsätze
zu verzeichnen. Die Jahre um den 2. Weltkrieg brachten eine Eingliederung der Alpinen
Rettungsgesellschaften in die Bergwacht des Deutschen Alpenvereines. Bereits 1946 erfolgte dann
die Neugründung unter Ortsstellenleiter Arnold Holzheu und Einsatzleiter Peter Drexler. Als
Treffpunkt und Einsatzleitstelle zur Organisation und Koordination der Einsätze bekamen wir den
Dienstraum der alten Post zur Verfügung gestellt. Dieser wurde erst 2019 durch das neu gebaute,
moderne und dem Zeitgeist entsprechende Ortsstellenheim im ehemaligen Feuerwehrgebäude
ersetzt. Bis dahin erfuhr die Bergrettung Neuberg eine zunehmende Professionalisierung in der
medizinischen Erstversorgung und Bergung von verunfallten und abgängigen Personen im
unwegsamen und alpinen Gelände. Unter dem damaligen Ortsstellenleiter und noch immer aktivem
Mitglied Otto Holzer, sowie dem damals als Landeseinsatzleiter aktiven Helmut Mück wurden neue
Bergetechniken erprobt und (landesweit) etabliert. Insgesamt erfuhr die Einsatzorganisation eine
weitere Modernisierung und Professionalisierung und so wundert es nicht, dass beide genannten
Urgesteine der Neuberger Bergrettung mit dem goldenen Verdienstkreuz des Landes Steiermark.
Ausgezeichnet wurden.


Großangelegte, oft bezirksübergreifende Übungen und Ausbildungsveranstaltungen, wie das
Zeltlager in Mürzsteg, waren und sind fester Bestandteil des Organisationsgeschehens. Auch auf
Landesebene war die Ortsstelle immer wieder im Ausbildungsteam vertreten, so unter anderem
durch Paul Holzer und Armin Moser. Letzt genannter war auch als Flugretter am ÖAMTC
Hubschrauber tätig und unterstützte unsere Ortsstelle durch fundiertes, aktuelles Wissen. Auch
aktuell sind Kammeradinnen und Kammeraden in der Landesausbildung tätig, so zum Beispiel
Mag. Jürgen Zigart, der als ausgebildeter Notfallsanitäter das medizinische Ausbildungsteam
unterstützt.


Nebst der vielen anstrengenden, kräftezehrenden und oft auch mental fordernden Einsätzen erlangte
die Ortsstelle durch den Nachteinsatz am Schönhaltereck (1835m) im Jahre 2012 Bekanntheit. Bei
zweistelligen Minusgraden und Sturm gelang es den Kammeradinnen und Kammeraden, zwei
Skitourengeher zu lokalisieren und zu bergen. Die Bergsteiger hatten bei eintretender Dunkelheit
die Orientierung verloren und hätten die Nacht im Freien wohl nicht überlebt. Durch diesen
entbehrungsreichen Einsatz, bei dem einige Kammeraden selber Erfrierungen davontrugen und im
Krankenhaus stationär behandelt werden mussten. Erhielten Bergrettungskameraden Herbert Klackl, Andreas Grabner, Ernst Schrittwieser, Paul Berger sowie die Alpinpolizisten Gerhard Rieglthalner und Podpressnik Jochen die „Lebensrettermedaillie am roten Band“ – die höchste
Auszeichnung in dieser Kategorie, die vom Bund verliehen wird.
Die Geschichte der Bergrettung Neuberg wird aber jeden Tag weitergeschrieben. Derzeit stehen 36
Männer und Frauen, davon viele junge und motivierte Bergretterinnen und Bergretter in
Ausbildung, Tag und Nacht in Einsatzbereitschaft.